Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden, Halleluja!
Brüder und Schwestern im Herrn,
im Evangelium haben wir eben einen sehr ausführlichen, detaillierten und akribisch genauen Bericht über das leere Grab Jesu gehört. Der Evangelist hat schon intuitiv gespürt: Es geht hier um etwas sehr zentrales und Wesentliches, es geht hier um den Kern des christlichen Glaubens.
Es geht darum, dass die Frauen und die Apostel den am Kreuz verstorbenen Jesus nicht mehr bei den Toten gefunden haben, sondern, dass er zu einem neuen Leben auferstanden ist
Wir haben es in der Lesung gehört:
‚Sie haben ihn an den Pfahl gehängt und getötet.
Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt, und hat ihn erscheinen lassen. Zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen.
Die Bibel kennt mehrere Beispiele von Totenerweckungen, die von Jesus erwirkt wurden. Etwa jene des Jünglings aus Nain, der Tochter des Jairus, oder des Lazarus aus Bethanien, den Bruder von Martha und Maria. Es sind Berichte von temporären Erweckungen von Menschen, deren Tod zuvor festgestellt worden war und denen durch die Kraft Jesu mit der Erweckung noch eine gewisse Lebensspanne hinzugefügt wurde. Alle Erweckten mussten jedoch zu einem bestimmten Zeitpunkt definitiv in das Reich des Todes wechseln.
Von Jesus hingegen bezeugen die Evangelisten, dass er am Ostermorgen zu einem neuen, nie mehr endenden Leben auferstanden war. Zu einer Art von Leben, welches das diesseitige Leben weit übersteigt. Jesus ist zu einem verklärten Leben auferstanden. Er war nicht mehr gebunden an Ort und Zeit und offensichtlich hatte er auch ein anderes Aussehen, sodass die Jünger, obwohl sie mit ihm drei Jahre beisammen waren, immer wieder Probleme hatten, ihn zu erkennen. Der große Unterschied der Auferstehung Jesu zu den anderen Totenerweckungen ist der: Jesus war wahrer Mensch und wahrer Gott. Jesus ist mit seinem Sterben voll in die Liebe des Vaters eingegangen und diese Liebe des Vaters ist unsterblich, wie der Gott und Vater Jesu Christi unsterblich und somit ewig ist. Zwar war der irdische Jesus wie alle anderen Menschen an die Grenzen der Leiblichkeit gebunden, weshalb er vor Leid, ja selbst vor dem Tod am Kreuz nicht verschont blieb, doch die Liebe zum Vater, diese einzigartige, innige, unverbrüchliche Liebesverbindung zu dem, der Liebe ist (1Joh 4,8), hat für ihn die Grenzen der Leiblichkeit gesprengt und so konnte er die Türe vom gestern ins morgen durchschreiten, die Tür vom Tod ins Leben.
Die Liebe des Vaters hat diese Türe für den Sohn aufgestoßen; die Liebe des Sohnes zum Vater ließ ihn die ‚Wand der Andersheit‘ durchschreiten und seither ist diese Mauer für alle die Gott in Liebe zugetan sind, gefallen und steht diese Tür für alle von Gott Geliebten für immer offen.
Das ist die große Botschaft von Ostern. Die Tür zum Göttlichen, die Tür zu dem, der Quell der Liebe und des Lebens ist, ist offen, auch wenn das vielleicht viele Menschen in der derzeitigen Situation, in der wir unser Leben unter der Dunstglocke der Coronawolke fristen müssen, nicht so wahrnehmen und sie sich verlassen und einsam fühlen: in einem Pflegeheim oder in einer Intensivstation oder in einem isolierten Singlehaushalt.
Und trotzdem: die Tür ist offen und bleibt offen für alle, die dem Auferstandenen ihr Vertrauen schenken und ihre Hoffnung auf ihn bauen. Im ersten Petrusbrief (1 Petr 1) lesen wir: Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, so dass ihr an Gott glauben und auf ihn hoffen könnt.
Für uns Christen ist Ostern das Fest der Auferstehung und so ist es ein Fest der Hoffnung, das uns von der Angst zum Vertrauen führt. Ein Gedanke, den auch Papst Franziskus in seinen Ansprachen immer wieder aufgreift und wiederholt.
Freilich: Wirkliches Vertrauen setzt den Glauben an die Aufrichtigkeit und Redlichkeit von uns selbst und den anderen voraus. Glaube wächst aus dem Vertrauen. Ein Mensch, der aus welchem Grund auch immer, kein Vertrauen mehr hat und nur noch sich selbst vertraut tut sich mit dem Glauben schwer. Und Zeiten wie die derzeitige Corona-Krise zeigen uns deutlich: der Mensch ist nicht Herr der Dinge. Der weitverbreitete Glaube daran, dass alles von menschlicher Genialität planbar und machbar ist, hat sich – auch in Hinblick auf Corona – als falsch erwiesen. Der Weg ist steiniger als wir uns das noch vor einem Jahr vielleicht vorgestellt und gedacht haben.
Ich wünsche uns allen – in Hinblick auf die Corona-Krise aber auch in Hinblick auf alle unsere Lebenskrisen, das Vertrauen eines Kindes, das auf den Armen seiner Mutter getragen wird: wenn auch plötzlich bedrohliche Finsternis oder irritierende Geräusche aufkommen: Das Kind weiß: so lange ich von den Armen meiner Mutter getragen bin, wird alles gut ausgehen. Ganz instinktiv vertraut es seiner Mutter. Wehe aber, die Mutter (oder auch der Vater) gibt das Kind aus der Hand. Dann wird es von Angst überwältigt und es beginnt (oft sehr heftig) zu schreien.
Der Karfreitag hat dieApostel enttäuscht, ihnen die Hoffnung genommen und ihre Kraft zerstört. Irritiert durch das schlimme Ende all ihrer Erwartungen und Unternehmungen mit Jesus von Nazareth ziehen sie sich verängstigt in den Abendmahlssaal zurück und verschanzen sich dort. Sie waren innerlich gebrochen. Doch siehe: Plötzlich hören sie aufgeregte Stimmen: der Gekreuzigte ist nicht tot. Er hat die Tür vom Tod zum Leben durchschritten und ist durch die Liebe des Vaters in einem neuen Leben,
das er mit allen teilen wird, die , wie er selbst, in der Liebe des Vaters geblieben sind.
Jesus sagt: Wer Anteil hat an meinen Leiden, wird auch teilhaben an meiner Herrlichkeit.
So dürfen wir uns heute freuen, denn die Auferstehung Jesu hat dem Tod den Stachel genommen. Denn: der Herr ist am Kreuz gestorben, aber er ist auferstanden, damit wir das Leben haben und Anteil haben an seiner Herrlichkeit. Amen