Mit dem Aschermittwoch beginnt die vierzigtägige Vorbereitungszeit auf das Osterfest: die Fastenzeit, die österliche Bußzeit. Die Zahl 40 symbolisiert in der Bibel Zeiten der Selbstbesinnung und Selbstprüfung, der Buße und Neuorientierung. Der Inhalt der Fastenzeit ist die “Umkehr“. Wer um-kehrt, richtet seinen Sinn neu aus.
Die Fastenzeit will uns auf Ostern vorbereiten. Angesichts des Krieges in der Ukraine bedeutet Umkehr heute eine Antwort auf die Frage zu finden: Wo will in meinem Leben der Frieden wachsen – im Umgang mit mir selbst und im Umgang mit anderen? Ich werde diese Frage nicht sofort beantworten können. Wenn ich mich in den nächsten vierzig Tage auf sie einlasse, lerne ich meine Wirklichkeit zu verstehen. Der Trappistenmönch Thomas Merton (1915-1968) schrieb: „Wenn du selber Frieden gefunden hast, dann gibt es ein bisschen mehr Frieden auf dieser Welt.“ Wenn ich immer mehr ein Mensch werde, von dem Frieden ausgeht, nimmt auch der Friede in meiner Mitwelt zu.
Der erste Schritt dazu ist der achtsame Umgang mit negativen Gedanken und Gefühlen. Eine tägliche Übung für die Fastenzeit ist es, am Abend auf den vergangenen Tag zurückzuschauen: Den Tag Stunde um Stunde vor meinen geschlossenen Augen vorüberziehen zulassen. Dabei bewerte ich nicht meine Wahrnehmung, sondern spüre in mich hinein: Wo ist Frieden ausgegangen und wo habe ich Frieden erlebt? In dieser Meditation merken wir: Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Gewalt – in welcher Form auch immer. Frieden ist ein Weg der Heilung und des Ganzwerdens, der bei mir beginnt, aber nicht bei mir endet, sondern ausströmt auf meine Mitwelt. Am Ende der Meditation vertraue ich im Gebet Gott mein Leben an.
Noch einmal der Trappistenmönch Thomas Merton: „Wo keine Menschenliebe und keine Liebe zum Leben gefunden wird, dort können alle Gesetze, Edikte, Verträge, Bannflüche, Sicherheitsklauseln, Inspektionen, Überwachungen, Satelliten oder Kameras auf dem Mond nichts ausrichten. Solange Du Deine Mitmenschen vor allem fürchtest, ihnen misstraust, sie hasst und zerstören willst, so lange wird es auf Erden keinen Frieden geben“.
Gregor Schwabegger OCist