Vom heiligen Augustinus (354-430) stammt der Satz: „Sine amico nihil amicum – Ohne Freund kommt einem nichts freundlich vor.“
Ohne Menschen, die wir Freunde und Freundinnen nennen dürfen, ohne Menschen, die uns freundschaftlich verbunden sind, verliert das Leben seine Liebenswürdigkeit. Was ohnehin schwer und drückend ist, wird noch schwerer. Was Freude schenkt und Freude macht, bleibt seltsam zurück, wenn es nicht geteilt wird. Freunden und Freundinnen öffnen wir uns, vertrauen uns ihnen an, weil wir immer neu erfahren: Hier dürfen wir einfach sein. Wenn es auch in der Freundschaft – oftmals schmerzhaft und zugleich begreiflich – keine letzte Übereinstimmung geben kann: Im freundschaftlichen Austausch kommen wir mit dem in Berührung, was in unserem Herzen ist – sei es laut und augenscheinlich, sei es leise und zart, sei es klar oder verworren. Die Worte, die dann aufsteigen, umschreiben und klären die Tiefen des eigenen Lebens, sie umschreiben den Segen eines begleiteten Weges durch die Zeit. Freundschaft wird zum Ort, an dem wir uns zu Hause fühlen, an dem wir daheim sind.
Augustinus lebte inmitten einer Epoche der Umbrüche. Was gültig schien, das wankte. Die Kultur des römischen Reichs zerfiel. Die Zukunft war bedrohlich. Freunde wurden ihm zum Halt in einer Zeit, die kaum mehr Halt bieten konnte. Und zugleich war Freundschaft für ihn weitaus mehr – Freundschaft war eine Verheißung der ewigen Heimat in Gott: Das himmlische Jerusalem, die ewige Heimat, der Himmel ist, wenn das Herz nicht nur ganz in Gott, sondern auch ganz in der Gemeinschaft all derer sein wird, mit denen wir ein Stück des Weges gegangen sind, die wir gesucht und geliebt, mit denen wir gelacht und geweint haben.
P. Gregor Schwabegger OCist