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Gewisse Ereignisse und Konstellationen erzeugen im Menschen normalerweise eine Betroffenheit: Das Läuten einer Friedensglocke, der feierliche Abschied am Friedhof, der Anblick von hungernden Kindern, der Schrei von gequälten Menschen usw. So eine Betroffenheit ruft im Menschen Anteilnahme hervor und hält eine gewisse Zeit an. Welchen Wert und welche Auswirkung hat eine solche Betroffenheit, auch wenn sie bald verflogen ist und die meisten Menschen wieder in ihrem Gefühlsalltag leben? Von etwas betroffen zu werden sensibilisiert und gibt Anstoß zu handeln. Das hat eine wichtige soziale Funktion. Ich nehme Teil bzw. ich nehme Stellung, ich reagiere auf eine Situation. In unserer Zeit nehmen wir aber jeden Tag so viele Impulse auf, dass diese zunehmend nicht mehr verarbeitet werden können. Eine Folge ist Abgestumpftheit, das die natürliche Funktion der Betroffenheit abtötet und die Anteilnahme erlöschen lässt.
Hannes Binder, Priester der Diözese Innsbruck