Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? (1 Kor 3,16)
Der Christ ist nicht einfach nur jemand, der bestimmten Glaubenssätzen folgt und dogmatische Vorstellungen von Mensch, Welt und Gott hat. Was dem christlichen Leben zugrunde liegt, ist nicht bloß eine Summe von Sätzen über Gott. Allzu oft vergessen wir, woran der Apostel Paulus die Korinther erinnert: Dass der unendliche Gott in uns wohnt, dass er uns näher ist als wir uns selbst. Er ist in uns und wir sind in ihm. Wir sind uns im Alltagsgetriebe zumeist nicht bewusst, dass die unversiegbare Quelle des Lebens mitten in der Schöpfung und in den Menschen gegenwärtig ist. Christliche Weisheit sucht die Erfahrung des göttlichen Lichts in unserer Welt. Es bleibt eine Spannung aufrecht: Dieses Licht ist in der Welt zugegen und alle Dinge sind in diesem Licht geborgen und dennoch: Oft gehen wir daran vorbei, weil wir es nicht sehen und unser begrenzter Verstand es nicht begreifen kann.
Im Buch der Sprichwörter (Spr 1,20-21) heißt es:
„Die Weisheit ruft laut auf der Straße, / auf den Plätzen erhebt sie ihre Stimme. In größten Lärm ruft sie, / an den Stadttoren hält sie ihre Reden (…).“
Es kommt also auf das achtsame Hören an. Das größte Geheimnis Gottes, daran erinnert uns auch das Pfingstfest, ist Gott selbst: Er wartet darauf, sich uns mitzuteilen. Das Hören braucht Stille, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Wenn wir achtsam hören wollen, brauchen wir das Verlangen nach Stille. Und dann den Mut, vieles zu lassen.
Frater Gregor Schwabegger OCist