Auf jemanden warten. Auf etwas warten. Jeder Mensch ist ein Wartender. Das Warten gehört zu menschlichen Grunderfahrungen – oftmals mit Ungeduld, Ärger oder auch Angst verbunden, dann wieder mit Vorfreude, etwa beim Warten auf einen lang geplanten Besuch.
Worauf warte ich in meinem Leben?
Der Advent ist die Zeit des Wartens auf die Geburt Jesu und auf seine Wiederkunft, wenn er sein Königreich des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe vollendet. Der Advent erinnert an eine christliche Grundhaltung – an das Warten auf Gott. Christliches Warten ist kein sinnloses Warten. Es wird getragen vom göttlichen Ja. Nicht in vielen oberflächlichen Worten, sondern im Herzen. Das Herz hält der menschlichen Sehnsucht vor Augen, worauf sie wartet: auf die Erfüllung des Lebens. In diesem göttlichen Ja ruht der Sinn unseres Lebens und des ganzen Daseins. Weil es größer ist als unsere kleine Welt. Weil es jedes Ja zum Leben gründet und trägt. Christliches Warten geschieht im Glauben, dass Gott in Jesus von Nazareth bereits seine Spuren der Liebe auf unserer Erde hinterlassen hat. Von diesen Spuren gaben und geben bis heute unzählige Menschen Zeugnis. Ein solches Zeugnis ist glaubwürdig. Trotz aller Begrenztheit.
Wie aber auf Gott warten? Mit Geduld. Wenn es wahr ist, dass Gottes Spuren der Liebe auf unserer Erde zu entdecken sind, dann bedeutet geduldiges Warten keine Untätigkeit. Geduldiges Warten auf Gott bedeutet, in der Gegenwart zu leben, im Hier und Heute auf das zu achten, was vor unseren Augen geschieht. Es bedeutet, im Augenblick die Zeichen und Spuren der Liebe zu spüren und zu erkennen. Sie sind das erste Aufleuchten seines Kommens. Ein solches Warten weckt das eigene Ja zum Leben und zur Liebe.
Frater Gregor Schwabegger OCist