Das Leben des Christen wird gern als schmaler Pfad verglichen. „Schmal“ ist relativ. In den Augen der Welt ist der Weg des Christen schmäler als der des „weltlichen“ Lebens. Aber auch dieser ist eingeengt, nur ist uns das kaum bewusst. Wir können das mit einer Impfung vergleichen. Bei der Impfung bekommt der Mensch eine kleine, genau berechnete und ausgewählte Dosis an Gift. Ist es zuviel oder zuwenig, ist es nicht das rechte Mittel, so kann es tödlich werden. Ja, auch ohne Impfung lauert der Tod. Darum werden bei uns alle Kinder geimpft. Im übertragenen Sinn kann auch im christlichen Leben zuwenig, zuviel und falscher „Impfstoff“ tödlich sein. Einerseits ist vor so viel Wohlstand und Verweichlichung das Salz des christlichen Lebens schal geworden. Andererseits gibt und gab es jede Menge Engführungen im Glauben, wo Menschen Gott im Mund aber nicht im Herzen haben. Und schließlich haben politische Strukturen in manchen Ländern die Ausrottung des christlichen Glaubens geschafft. Einen guten Glauben zu haben ist genauso wenig selbstverständlich wie Gesundheit.
Hannes Binder, Priester der Diözese Innsbruck