Immer wieder tauchen Drohbotschaften im Volk auf. Wie ist damit umzugehen? Eine „Drohbotschaft“ unterliegt zunächst der Deutung. Denn ob eine Botschaft eine Drohung enthält, hängt nicht nur vom Inhalt ab, sondern auch vom Adressaten, der sie als solche interpretiert. Grundsätzlich hat eine Drohung den Sinn einer Warnung. Der Adressat muss sich fragen, ob die Warnung für ihn Bedeutung hat. Hat sie es nicht, dann gilt es zu lernen, solche Botschaften abzuweisen. Auch nicht jede Werbung, die ins Haus flattert, hat Bedeutung für den Adressaten, sondern ist Müll, wie er im Internet mit dem Begriff SPAM für unerwünschte Nachrichten bezeichnet wird.
Hat jedoch die Botschaft für den Adressaten Bedeutung, hat er sich ihr zu stellen. Wird auf die Botschaft nicht reagiert, obwohl sie berechtigt ist, gibt es keinen Grund zur Klage. Kann aus irgend einem Grund auf die Botschaft nicht reagiert werden, ist eine innere Festigkeit gefordert darüber zu stehen, auch dann, wenn von anderen Menschen keine Hilfe kommt. Hier kommt die Freiheit und Eigenverantwortung des Menschen mit allen Vor- und Nachteilen zum Tragen, die im Versagen sich in Leid äußert. Mitunter leben wir in der Spannung von berechtigter Sorge und nicht reagieren können und dem Leid ausgeliefert sein. Mit dieser Spannung müssen wir zu leben lernen.
Hannes Binder, Priester der Diözese Innsbruck