Ikonen sind Kultus- und Heiligenbilder und gehören ganz wesentlich zum Glauben der Ostchristen. Die meist auf Holz gemalten Bilder haben für die Spiritualität der orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus eine sehr große Bedeutung. Seit dem zweiten Konzil von Nikaia (787 n.Chr.) ist für die Ikonentheologie entscheidend, dass in jedem dieser Bilder die dargestellte Person geheimnisvoll gegenwärtig wird.
Für die Motive– Jesus Christus, die Gottesmutter Maria, Apostel und Heilige und biblische Szenen – und für die Formate hat sich im mittelalterlichen Byzanz, aber auch in Griechenland, in Russland und in anderen Ländern des Ostens ein komplexer Bilderkanon entwickelt. Dieser dient als Malvorlage, die „Ikonenschreiber“, wie die Künstler genannt werden, bleiben im Hintergrund. Nicht selten begleiten Fasten und Gebet ihre Arbeit. Besonders vielfältig in Form und Inhalt sind die Marien-Ikonen. Sie alle aber weisen direkt oder indirekt auf das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus hin, sind Zeichen der kommenden Passion Jesu und der Mitpassion Mariens.
Ikonen sind nicht nur Zeugnisse einer ganz besonderen Tradition der Kunst; sie haben einen gleichsam sakramentalen Charakter, sie wollen verehrt und vor ihnen soll gebetet werden. – So bietet auch dieser Raum keine rein museale Ausstellung, sondern Gelegenheit zum Innehalten, zur Begegnung mit einem kunstvollen Evangelium in Farben.
Univ.-Prof. DDr. Ekkart Sauser, geb. am 14. April 1933 in Innsbruck ist ein katholischer Priester und Kirchenhistoriker an den Universitäten Innsbruck und Trier. Er forscht und lehrt seit den 1960er Jahren über die Ikonentheologie der Ostkirchen. Er sammelt Ikonen als Dienst an der Ökumene, stellt sie aus, präsentiert sie in Kirchen und Kapellen, Klöstern und Bibliotheken in Deutschland und Österreich, trägt sie zu den Menschen, die sich für die Glaubenswelt der Ostkirchen interessieren. Im Jahr 2006 schenkte Prof. Sauser seine Sammlung dem Land Tirol. Im November 2019 ist Prof. Sauser verstorben.